in schnee ist inspiriert vom berühmten Unterkapitel “Schnee” aus Thomas Manns Roman “Zauberberg”. Hans Castrop verirrt sich bei einer Ski-Wanderung und erfährt einen halluzinatorischen Traum. Er entdeckt zum ersten Mal sich selbst. Sobald er den Schnee verlässt und in die Zivilisation zurückkehrt, verliert er sich erneut hoffnungslos. So sind auch Bachs Suiten an diesem Abend zu verstehen – seine Musik als eine Metapher für das Leben und die innere Einkehr. 9 Personen finden ihren Weg aus den Wirren des Alltags in die Natur und erfahren einen Erweckungsmoment. Jede Suite wirkt als eine neue Schicht, eine weitere Ablagerung des Lebens. Schicht für Schicht zwingt der Schnee den Menschen zur Ruhe, zum Einssein mit sich.
Johann Sebastian Bachs sechs Suiten für Violoncello solo sind ein vielgestaltiges Kompendium von Tanzsätzen bestehend aus u.a. Präludien, Allemanden, Couranten usw. Sie bilden strenge und faszinierende Mikrokosmen und sind eine tänzerische, vitale Musik, die so viele verschiedene Aspekte umfasst, dass eine Aufzählung uferlos wäre. Die Suiten sind von zarter Innigkeit, sie sind aber auch frisch, jugendlich-virtuos und nicht weniger lassen sie Abgründe des Lebens erahnen
zu: „In Schnee“, Kulturwoche.at, August 2008
[…] Eine weitere Figur rundet das Ensemble auf beunruhigende Weise ab. Thomas Jeker ist der Spielball, an dem sich etwa der Tanz von Maria Pires abreagieren kann. Sie zwingt ihn in die Knie und in die Jacke, so dass seine Arme gestutzt und bewegungsunfähig im Ärmel verkeilt sind. Später wird diese Figur von Beulen geplagt, sein Körper noch sperriger und am freien Gang gehindert. Jeker hat neben seiner Angstbeulen-Rolle auch für das akustische Pendant zum Schnee der Bildstörung im Video gesorgt. Seine elektronischen Klänge löschen für Momente, die aufeinander geschichteten Töne der Cello-Suiten Johann Sebastian Bach. Sie verweisen den Klangraum zurück auf einen eisigen Nullpunkt. […]
zu: „In Schnee“, Badische Zeitung, 18. August 2008
[…] Während der dritten Suite verdichtet sich das Fragmentarische der Einzelepisoden zum geschlossenen Bild: Fünf Stühle nebeneinander in der Diagonale zwingen die Tänzer zur Interaktion, während der für die elektronischen Klänge zuständige Musiker Thomas Jeker als glatzköpfiger Dicker mit verschiebbaren Bällen unterm engem Pullover sein Körperbild geradezu alptraumartig grotesk verformt. Schönheit und Schrecken liegen eng beieinander. Tänzerisch kommt es zum Höhepunkt des Abends: Wie das fünfköpfige Ensemble mit den Stühlen tanzt, wie die Tänzer darüber weg springen und darunter. […]
zu: „In Schnee“, FAZ, 21. August 2008
[…] Die Musiker, unter ihnen auch Thomas Jeker, der die elektronische Musik besteuert und während der Proben zum Tänzer mutierte, nehmen teil an einem Spiel, das gelegentlich aussieht wie Theater auf dem Theater. […]
Cast & Crew
- Director and Choreography
- Joachim Schloemer
- Stage Design
- Mascha Mazur
- Costume Design
- Gunna Meyer
- Dramaturgy
- Inga Schonlau, Katrin Zagrosek
- Light Design
- Andreas Grüter
- Music
- J. S. Bach
- Dancers
- Daniel Jaber, Su-Mi Jang, Paea Leach, Clint Lutes, Maria Pires
- Musicians
- Sebastian Diezig, David Pia, Mattia Zappa, Thomas Jeker
Audio: In Schnee
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